Dämpfer einstellen leicht gemacht

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Mehr Kontrolle, Komfort und Sicherheit: Ein richtig eingestellter Dämpfer macht beim Mountainbiken den entscheidenden Unterschied. Egal ob du ein klassisches MTB oder ein E-MTB fährst – mit dem passenden Setup fährt sich dein Bike effizienter bergauf und souveräner bergab.

In 5 Schritten zur perfekten Federgabel- und Dämpfereinstellung

Egal, ob du ein Hardtail, Fully, klassisches MTB oder ein E-MTB fährst – nur mit einem optimal abgestimmten Fahrwerk kannst du das volle Potenzial deines Bikes ausschöpfen. Schon kleine Anpassungen steigern sowohl Komfort als auch Performance spürbar.

Bevor es losgeht, leg dir am besten ein paar Hilfsmittel bereit: eine Dämpferpumpe, ein Inbusschlüssel oder Multitool, ein Maßband oder Lineal und einen kleinen Kabelbinder oder O-Ring als Markierungshilfe. So bist du optimal vorbereitet. Mit ein paar einfachen Handgriffen stellst du anschließend Federgabel und Dämpfer so ein, dass sich dein Bike effizienter bergauf und kontrollierter bergab fährt – und der Spaß auf dem Trail garantiert ist.

Schritt 1: Zug- und Druckstufe öffnen

Bevor du mit dem Einstellen beginnst, müssen alle Dämpfungseinstellungen komplett geöffnet sein. Nur so kannst du das Fahrwerk unbeeinflusst anpassen. So geht’s:

  • Zugstufe (Rebound): Dreh den roten Knopf gegen den Uhrzeigersinn, bis er am Anschlag ist. Bei vielen Bikes erkennst du die Richtung an einem Plus- und Minus-Symbol.
  • Druckstufe (Compression): Stell den Hebel oder Drehknopf auf die kleinste Stufe.

Tipp: Wenn dein Bike einen Remote-Lockout (eine Sperre am Lenker) hat, öffne diesen ebenfalls, bevor du mit dem Setup startest.

 

Schritt 2: Luft ablassen und Federweg bestimmen

Im zweiten Schritt wird zunächst die Luft aus Gabel und Dämpfer abgelassen. Entferne dafür die Ventilkappe und setze die Dämpferpumpe gerade auf das Ventil. Achte darauf, dass das Gewinde nicht beschädigt wird. Lasse nun die komplette Luft entweichen.

Schiebe anschließend den O-Ring am Standrohr bis an die Gabeldichtung. Falls kein O-Ring vorhanden ist, kannst du einen locker befestigten Kabelbinder verwenden. Drücke die Gabel und den Dämpfer nacheinander mit beiden Händen kräftig bis zum Anschlag zusammen.

Danach kommt die Dämpferpumpe wieder zum Einsatz: Fülle etwa 50 PSI Luft ein. So fahren Gabel und Dämpfer langsam wieder aus. Richte dich bei allen Angaben am besten an den Luftdruck-Empfehlungen des Herstellers.

Im ausgezogenen Zustand misst du nun die Distanz zwischen Dichtring und O-Ring. Notiere dir die Werte für Gabel und Dämpfer und schiebe den O-Ring anschließend erneut bis an die Dichtung.

Schritt 3: SAG einstellen

Jetzt geht es um den SAG – also den Negativfederweg. Damit ist der Teil des Federwegs gemeint, der allein durch dein Körpergewicht beim Aufsitzen auf dem Bike genutzt wird.

So bestimmst du den SAG:

  • Setze dich auf dein Bike in normaler Fahrposition – nicht zu weit nach vorne, nicht zu weit nach hinten. Zur Stabilisierung kannst du dich an einer Wand abstützen oder jemanden um Hilfe bitten.
  • Trägst du normalerweise einen Rucksack beim Fahren, zieh ihn auch hier an und befülle ihn realistisch.
  • Schiebe den O-Ring (oder den Kabelbinder) am Dämpfer bis zur Dichtung nach oben. Steige dann vorsichtig ab, ohne ruckartige Bewegungen.

Nun berechnest du deinen persönlichen SAG-Wert:
Gemessener Negativfederweg ÷ maximaler Federweg × 100 = SAG in Prozent.

Richtwerte:

  • Cross Country / Marathon: 20–25 %
  • All Mountain: 25–30 %
  • Enduro: 25–35 %
  • Freeride: 30–40 %

Wenig Federweg (z. B. Marathon) = kleinerer SAG. Viel Federweg (z. B. Freeride) = größerer SAG.
Viele Dämpfer bei SIMPLON-Bikes haben eine Skala, an der du den SAG direkt ablesen kannst. Ansonsten gilt: Luftdruck schrittweise anpassen, bis der Sollwert erreicht ist.

Prüfen: Komprimiere den Hinterbau noch einmal kräftig, indem du dich ins Bike fallen lässt. Wenn der O-Ring dabei nicht vom Kolben rutscht – perfekt!

Schritt 4: Rebound einstellen

Im vierten Schritt stellst du die Zugstufe ein, auch Rebound genannt. Sie bestimmt, wie schnell Federgabel und Dämpfer nach einer Belastung wieder ausfedern. Geregelt wird das – wie bei der Druckstufe – über einen Ölkreislauf im Inneren.

Die Faustregel lautet: Je höher dein Körpergewicht und je härter die Federung, desto stärker muss auch die Zugstufe eingestellt werden.

So prüfst du die Einstellung:

  • Drücke mit deinem gesamten Körpergewicht die Federgabel zusammen und lass blitzartig los.
  • Der Dämpfer sollte so schnell ausfedern, dass das Rad den Bodenkontakt gerade noch hält – es darf also nicht abheben.
  • Wiederhole den Test auch am Hinterbau.

Taste dich Schritt für Schritt an den passenden Wert heran.

Schritt 5: Testen, testen, testen!

Das Grund-Setup für deine Federgabel und den Dämpfer steht. Jetzt heißt es: ausprobieren und feinjustieren. Suche dir dafür eine kurze, aber aussagekräftige Referenzstrecke aus – idealerweise mit einem Anstieg, einigen Wurzelpassagen sowie kleinen Drops und Sprüngen.
Wichtig: Verändere immer nur einen Parameter. Wenn du Zugstufe, Druckstufe oder Luftdruck nacheinander anpasst, erkennst du sofort, welche Einstellung welchen Effekt hat.

Das Prinzip gilt für Mountainbikes und E-MTBs gleichermaßen. Beim E-MTB brauchst du durch das höhere Gesamtgewicht oft etwas mehr Luftdruck, ansonsten läuft das Fahrwerks-Setup identisch ab.

Wenn du Lust hast, tiefer ins Thema einzusteigen und auch Feintuning wie Volumen-Spacer oder die optimale Druckstufe kennenlernen willst, lies unseren weiterführenden Artikel zum perfekten Fahrwerk-Setup.

Und wenn du dir unsicher bist: Dein Fachhändler vor Ort hilft dir gerne, das Fahrwerk optimal einzustellen.

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